von Ina-Johanna Becker
Rubrik: Titel und Themen, Weinmagazin
Weinreben pflanzen
Dem einen oder anderen aufmerksamen Spaziergänger in so mancher Weinregion wird es bestimmt schon aufgefallen sein – kleine Reben zieren die frisch angelegten Weinberge. Manch kleine Weinreben verstecken sich auch unter Hülsen, die sie vor Fraß schützen sollen und eine Art Treibhaus bilden. Doch wie kommt die Weinrebe in den Weinberg? Als meine Winzerfamilie – Weingut Becker dieses Jahr rausfuhr, um die Reben zu setzten haben wir die Fotokamera eingepackt und für euch alles dokumentiert.
Wann werden die Weinreben gepflanzt?
Nachdem der Winzer den Weinberg im Herbst/Winter gerodet hat, werden die Reben üblicherweise im Frühjahr darauf gepflanzt. Die Frühjahrspflanzung erfolgt in der Regel zwischen Anfang April und Mitte Mai. Das Pflanzgut wird dabei vom Winzer auch nicht Weinrebe genannt. Man spricht von der Pfropfrebe – diese Bezeichnung rührt daher, weil die Pfropfrebe aus zwei Teilen zusammengesetzt wird. Aus einem Edelreis und aus einem Abkömmling der amerikanischen Wildrebe als Unterlage. Die Reblaus ist an dieser Puzzelei schuld. Damit die Unterlage und der sogenannte Edelreis (oberer Teil) zusammenhalten, werden sie mit Paraffin ummantelt.
Wie werden die Weinreben gepflanzt?
Je nach Weinregion kann dies maschinell oder manuell erfolgen. Wir in Rheinhessen können in den meisten Fällen dank flacher Lagen die Reben maschinell pflanzen. In Steillagen an der Mosel oder an der Ahr zum Beispiel, bleibt dem Winzer im Fall einer Neubepflanzung nur die Möglichkeit dies per Hand zu verrichten. Dabei wird mit dem Spaten ein Loch gegraben und die Pfropfrebe darin gepflanzt. Dabei darf die Rebe niemals zu fest in die Erde oder die Wurzel in die Horizontale gedrückt werden.
Pflanzmaschinen erleichtern den Winzern beim Pflanzen der Weinreben die Arbeit.
Die Zeiten als mein Vater mit dem Spaten los zog, um jede Pfropfrebe mit der Hand zu pflanzen sind vorbei. Der technische Fortschritt ist auch schon im Weinbau angekommen. Pflanzmaschinen für Weinreben sind heutzutage mit GPS oder mit Lasererkennungsfunktionen ausgestattet. Wir arbeiten im Weingut Marienhof noch mit einem älteren Modell, dass mit einer Laserempfängeranlage am Ende der Reihe eine Linie zieht und so die Setzschiene an der Pflanzmaschine zu jedem Zeitpunkt steuert, damit die Rebzeilen gerade verlaufen.
Die Pflanzmaschine für Reben – der Weg der Weinrebe in den Boden
Die Bündel mit den Pfropfreben werden dabei auf einem Pult deponiert. Ein Pflug reißt vorab eine Kerbe in den Boden. Dahinter befindet sich ein Rad mit einem Greifarm für die Pfropfreben, was stetig mitläuft und am höchsten Punkt die Rebe greift, welche wiederum per Hand in den Greifarm gelegt werden muss. Anschließend bedeckt das Rad die Wurzel der Rebe mit Erde – und so muss Rebzeile für Rebzeile jede Pfropfrebe gepflanzt werden.
Wir hoffen wir konnten euch einen kleinen Einblick darüber geben, wie Weinreben in der Praxis gepflanzt werden. Wir haben hier die individuelle Arbeitsweise aus unserem Weingut dargestellt – die bei anderen Weingütern natürlich auch anders ablaufen kann. Habt ihr Fragen oder sogar eigenes Bildmaterial zum Thema Reben pflanzen? Schreibt uns oder nutzt die Funktion unseren Beitrag zu kommentieren. Euer YouWine-Team!
Foto Bündel Pfropfreben mickyso/fotolia
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