von Ina-Johanna Becker
Rubrik: Rebsorten, Titel und Themen, Weinmagazin, Weinschule
Sie ist gerade mal wenige Millimeter groß, schnell und sehr gefräßig. Im Erdreich findet sie sich genauso gut zurecht wie unter freiem Himmel. Plagen gibt es im Weinbau zur Genüge, doch die schlimmste unter allen war und blieb immer sie. Phylloxera vastatrix – die Reblaus.
Die kleine Reblaus Nimmersatt
Das Werk der Reblaus war verheerend. Sie fraß sich ab 1863 von Frankreich kommend durch die Weinberge Europas und vernichtete auf Jahrzehnte ganze Rebbestände. Die gebürtige Amerikanerin schlich sich mit Hilfe von Handelsleuten in Europa ein. Händler aus Amerika die Rebpflanzen mit nach Europa brachten, bereitenden so der kleinen Reblaus eine angenehme Einreise.
Ihr Lebenskreislauf findet unterirdisch und oberirdisch statt. Das macht die Reblaus besonders tückisch und führte zur explosionsartigen Verbreitung. Sie beginnt ihr Leben an der Wurzel der Rebe und saugt diese aus. Bei Europäerreben kommt es zum Absterben der befallen Wurzelteile die letztlich auch den ganzen Rebstock absterben lassen. Nicht so aber bei Amerikanerrebe. Da diese wohlgemerkt zum gleichen Biotyp wie die Reblaus zählen, ist die gefräßige Reblaus nicht in der Lage der Amerikanerrebe vollkommen den Garaus zu machen.
Der Kampf gegen das gefräßige Ungetüm
Auch wenn die Reblaus zu Gattung der Zwergläuse gehört war das Desaster in Europa zugegebenermaßen sehr groß. Bis heute sind aber keine Mittel zur Bodenentseuchung zugelassen. Die derzeit einzige Möglichkeit zur Bekämpfung der Reblaus liegt in der indirekten bzw. vorbeugenden Bekämpfung. Erst die Erkenntnis Mitte des 19. Jahrhunderts die Widerstandsfähigkeit der Amerikanerrebe zu nutzen rettete den Weinbau in Europa und somit viele einheimische Rebsorten.
Bis heute heißt es deshalb puzzlen was das Zeug hält. In der Weinwelt spricht man dabei von Pfropfreben. Diese Bezeichnung rührt daher, weil die Pfropfreben aus zwei Teilen zusammengesetzt werden. Aus einem Edelreis (Europäerrebe) und aus einem Abkömmling der amerikanischen Wildrebe als Unterlage. Damit die Unterlage und der sogenannte Edelreis (oberer Teil) zusammenhalten, werden sie mit Paraffin ummantelt.
Besteht noch Gefahr?
Vereinzelt taucht sie dann doch hin und wieder auf die Reblaus. Weitestgehend regelt aber die Reblausverordnung von 1988 den sicheren Umgang mit der Plage ab. Das selbstbestimmte Nachpflanzen von Einlegern also wurzelechten Reben ist deshalb beschränkt.
Wurzelechte Weinberge gibt es in Deutschland nur noch sehr sehr wenige, denn das Risiko einer weiteren Reblausinvasion ist zu groß.
Foto: v.o.n.u. Punche Magazin, 1890, Juulijs/Fotolia, mickyso/fotolia
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